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Revolutionäre Jugend
 
   
Jiang Wanzhu
 
   
„Guo Shiyings letzte Zeit an der Hochschule für Landwirtschaft“
 
   
(Blogs)
 
   
   

[Die meisten der Blogs vom 13. und 14.11.2006 äußern Entsetzen und Trauer. Es findet sich aber auch anderes:]

„Verborgen im Park“:

Jiang Duanzhu, wenn du was taugst, verwende deinen wahren Namen und fluch hier nicht auf der Straße ’rum. Guo Shiying ist von seinem Vater zu Tode gebracht worden, das hat mit niemand an der landwirtschaftlichen Hochschule zu tun!!!

Luo Weijian:

„Verborgen im Park“, deck doch erst mal deinen wahren Namen auf! Was bist du denn für ein Stück, mit solchen beschissenen Reden!

Andrew:

Meine beiden Vorredner sind wohl während der Kulturrevolution aufgewachsen, wenn sie solche Freude daran haben, herumzubrüllen. Zum Geist der X passt das nicht und ist den Nachgeborenen mehr oder weniger zu dumm.

Luo Weijian:

Andrew hat recht, ich bin vor der KR geboren. Dieser „Verborgen im Park“ hat mich wütend gemacht, er hat sich doch tatsächlich den Geist der KR bewahrt. Ich vermute, er ist einer von denen, die Guo Shiying zu Tod gebracht haben, und wenn er jetzt sieht, dass jemand darauf hinweist, da lässt er seine Tugenden aufscheinen.

„Verborgen im Park“:

Ist mir zu dumm, mit euch zu streiten. Wenn ich sehe, was Sun Jingwu und Zhang Heci im Netz so veröffentlichen, weiß ich, welche Sorte ihr seid. Lebte Guo Shiying noch, wälzte er sich mit ihnen bestimmt im gleichen Dreck.

Luo Weijian:

Haha! Verborgen im Park, jetzt kommt schließlich der Pferdefuß zum Vorschein.

„Verborgen im Park“:

Ich bin Sun und Zhang nie begegnet, aber ich weiß, was mit ihnen los ist. Muss das noch bewiesen werden? Warum sollte ich sie noch begrüßen? Warum verstecken sie sich im Ausland, sehr einfach, sie wollen nicht für ihre ungezügelten Reden zur Verantwortung gezogen werden, oder?

Andrew:

Wieso verstecken sie sich im Ausland? Als Cao Tianyu gegen Zhou Guoping geklagt hat, sind die beiden eigens ins Land zurückgekommen, um auszusagen, du hattest sie vor der Nase, konntest sie dir schnappen, wenn du sie was fragen wolltest oder mit ihnen unzufrieden warst. Du nennst dich selbst den Verborgenen – verborgen, um jemanden zu täuschen – oder um dich vor der Verantwortung zu verstecken?

„Verborgen im Park“:

Ich will mich nicht verstecken. Aber ich habe das Recht, euch nicht wissen zu lassen, wer ich bin. Ich kann euch sagen: Guo Shiying war in meiner Klasse an der landwirtschaftlichen Hochschule; aber mehr sag ich nicht, es gibt schon ein abschließendes Untersuchungsergebnis, das könnt ihr euch an der Hochschule geben lassen!

„Verborgen im Park“:

Noch was, braucht man nicht verschweigen: Guo Shiying hatte keine Freunde in unserer Klasse, war eine ganz andere Kiste als wir. Er hat sich oft mit einer Studentin von einer anderen Fakultät unterhalten, anscheinend einer Auslandschinesin aus Thailand; das ist vermutlich diese „Jiang“.

Andrew:

Offensichtlich waren die paar von der X damals eine ganz andere Kiste als das ganze Land; machte ihre Herkunft neidisch, eifersüchtig? Sich mit einer Überseechinesin aus Thailand unterhalten? Das hat wohl noch mehr Neid gesät. Zu sehen, wie einen der Adel unter die Füße tritt. Zu großartig.

Zhang Heci:

Wie ich sehe, ist ein Mitschüler von Guo Shiying hervorgekommen, willkommen! Du sagst, Selbstmord ist bereits das abschließende Untersuchungsergebnis. Aber kannst du sagen, dass Guo Shiying sich selber mit dem Eisendraht gefesselt hat, der seiner Leiche ins Fleisch schnitt? Sag doch bitte mal genau, wie damals die „Bekämpfung“ von ihm abgelaufen ist!

[…]

„Verborgen im Park“:

Ich war in Guo Shiyings Klasse, ich habe viele Jahre geschwiegen, jetzt will ich auch mal was sagen. Ich habe gelesen, was Zhou Guoping und viele andere zu Guo Shiying geschrieben haben. Natürlich habe ich auch das große Werk von dieser Frau Jiang gelesen und muss sagen, dass sie ihn ganz gut verstanden hat. Aber jetzt gehen sie alle auf die in Guo Shiyings Klasse los. Ich finde das ganz ungerecht. Jiang beschimpft in ihrem Aufsatz die in unserer Klasse auf das übelste, als ob man darauf gar nichts mehr entgegnen dürfte, das ist zu diktatorisch! Wie man damals Guo Shiying verhören sollte, das kann man doch die Mitglieder des Revolutionskomitees fragen, die in unserer Klasse waren doch nur die Ausführenden. Warum erreicht bei euch „die Strafe nicht den Hochgestellten“[1]? Zückt ihr das Messer nur gegen uns kleine Leute? Jahrzehnte sind wir schon der Sündenbock, warum soll das nie enden? Das geht doch nicht. Und dann diese zwei, Sun Jingwu, Zhang Heci, was schreiben die alles, ich trau mich zu sagen, wenn Guo Shiying wiederkäme, würde er sich mit ihnen nicht im gleichen Schlamm wälzen. Die Zeiten sind andere, ich rufe euch zu, schaut nach vorne, kaut nicht immer auf diesen alten Rechnungen herum. Und zu Jiang Wanzhu möchte ich auch ein paar Worte sagen: Bist du nicht diese Überseechinesin aus Thailand? Hast von dir selbst gesagt, du warst auf dem Gymnasium mit Guo Shiying, wen meinst du denn kannst du täuschen? Warum sagst du jetzt, du bist aus Sichuan, sagst auch noch, du bist aus der 1970er Klasse, willst doch nur die Leute betrügen. Wir wissen alle, du warst ständig mit Guo Shiying zusammen, macht ja nichts, aber du solltest dich nicht maskieren. Wer sich maskiert, hat ein Problem, welches, weißt du selbst.

Yuanchen:

Was du sagst, macht Sinn, du tust mir leid. Wenn du nicht der Sündenbock sein willst, sag, was du über den wahren Sachverhalt weiß, dann wird diese Last von dir genommen, lass die sie tragen, die sie tragen müssen. Anscheinend bist du oder seid ihr nur Ausführende gewesen, eure Schuld ist auch nicht groß. Selbst bei den Mitgliedern des Revolutionskomitees der Hochschule ist diese Schuld längst verjährt. Ihr seid es nurmehr schuldig, wahrhaft zu beantworten: „Wie sollte damals die Untersuchung gegen Guo Shiying geführt werden?“ Das ist die Frage, die jetzt geklärt werden muss und die nur du klären kannst bzw. nur ihr klären könnt. Welches Mitglied des Revolutionskomitees der Hochschule hatte damals mit der Sache zu tun? Sag es! ich hoffe, er kann wie du aufstehen und reden, wenn anonym, auch gut. Wenn’s nicht passt, kann ich auch eigens mal vorbeikommen.

Luo Weijian:

Jetzt hat die allgemeine Diskussion begonnen, das ist gut, viel besser als dass alles schweigt. In den letzten Tagen habe ich mich auch soweit beruhigt. Ich habe einen Vorschlag. Frau Jiang berichtet über Vorgänge an der Pekinger Landwirtschaftlichen Hochschule, der heutigen Chinesischen Landwirtschaftlichen Hochschule. Ich weiß nicht, ob Lehrer und Studenten dieser Hochschule Frau Jiangs Bericht gesehen haben; wenn nicht, hoffe ich, ihn auf die Netzseite der Hochschule bringen zu können und die Lehrer und Studenten dieser Hochschule zu bitten, ihn unbedingt zu lesen, damit sie sehen, was damals in dieser Ecke geschehen ist. (Dafür sollten vor allem Sun [Jingwu] und Zhang [Heci] sorgen, das ist ihre persönliche Pflicht.) Vergangenheit lässt sich nicht vergessen; wer sie vergisst, hat sich von ihr nicht unbedingt abgewandt. Frau Jiangs Bericht wird bereits über das Netz verbreitet, wirkt sich aus und hat zu erfreulichen Reaktionen geführt. „Verborgen im Park“ tadelt Frau Jiang; ich stimme ihm nicht zu. Dass sie nicht ihren wahren Namen verwenden will, muss nicht heißen, dass sie irgendwelche Ziele hat, die sie nicht bekanntwerden lassen kann; so wie ich ja wohl auch richtig vermutet habe, dass du, Verborgener, nicht deinen wahren Namen verraten willst, weil du befürchtest, als Sündenbock gegen die Mauer zu rennen, stimmt’s? Wir zwingen dich zu nichts, du kannst andere auch zu nichts zwingen. Wie es richtig heißt: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!

„Verborgen im Park“:

Frau Jiang hat nun ihr großes Werk, diese „Letzten Jahre Guo Shiyings an der Landwirtschaftlichen Hochschule“, geschrieben, da möchte meine Wenigkeit nicht einsam zurückstehen. Ich überlege mir, mich dem Gedränge anzuschließen und einen „Guo Shiying in unseren Augen“ zu schreiben; einen Besuch nicht zu erwidern wäre doch nicht die feine Art. Doch ob sich das zu schreiben lohnt, oder ob es sich lohnt, dass ich dafür Zeit verschwende, hängt davon ab, ob Interesse daran besteht. Aber wenn ich das schreibe, kann ich selbst einen Ort finden, wo ich das unterbringe, und werde nicht die Freundlichkeit der Herren Sun und Zhang bemühen. Und zu Herrn „Yuanchen“: Sind Sie in Peking? Dann gehn sie doch zu „Guo Moruos Residenz“ (westlich vom Shishahai-See) und fragen Sie die Museumsleitung, die haben dort gewiss den Bericht der Landwirtschaftlichen Hochschule über die „Untersuchung von Guo Shiyings Tod“, und in diesem Bericht steht mit Sicherheit alles, was Sie wissen wollen, Sie müssen nicht in die Landwirtschaftliche Hochschule laufen und dort mit dem Kopf gegen die Wand rennen.

[1]    Riten gelten nicht für das gemeine Volk, Strafen erreichen nicht den Hochgestellten“ 礼不下庶人,刑不上大夫。(Aus: Liji 礼记 1: „Quli shang“ 曲礼上). Der hier zitierte zweite Teil des Spruchs aus dem „Buch der Riten“ wurde in der Kulturrevolution oft als bezeichnend für die Ungerechtigkeit der Feudalzeit angeführt.

 
—> (Zhou Guoping, Guo Shiyings Tod)